FRANKENPFALZ - Das Klettergebiet Nördlicher Frankenjura ist mit über 10.000 Routen an mehr als 1.000 Massiven und Türmen eines der am besten erschlossenen Klettergebiete der Welt.
Begeisterte Kletterer aus der ganzen Welt machen hier Urlaub oder verbringen an den Felsen im Klettergebiet zwischen Fränkischer Schweiz und Hersbrucker Alb ihre Freizeit.
Die Route „Action Directe“, erstbegangen von Kletterlegende Wolfgang Güllich vor 25 Jahren, galt lange Zeit als die schwerste Freikletterroute der Welt. Seit 1991 schafften nur 19 Sportler den Durchstieg. Einige davon treffen sich 25 Jahre nach der Erstbegehung am Freitag, 27. Mai, zu einem Podiumsgespräch in der Auerbacher Helmut-Ott-Halle. Dieses findet im Rahmenprogramm des 2. FrankenPfalz-Kletterfestivals statt. Bereitwillig erzählten einige Kletterer schon vorab von ihren Erfahrungen an der „Action Directe“ im Krottenseer Forst. Sie gilt als die erste Route weltweit im glatten 11. Grad und bedeutet für die Begeher eine brutale Kletterei an Fingerlöchern und Leisten im 45-Grad-Überhang.
Vier Kletterer erzählen
Felix Knaub, 24 Jahre, Student und Rechtsreferendar kletterte die schwierige Tour am 22. Oktober 2011. Er stammt aus Hersbruck und ist seit 20 Jahren aktiver Kletterer, da er schon als Kind mit den Eltern an den Felsen der Region unterwegs war. Er erzählt, dass er zuerst die Einzelzüge ausgebouldert habe und dann einzelne Passagen kletterte, bevor er mit den eigentlichen Durchstiegsversuchen begann. „Für mich ist es das Beste, immer wieder an die Route zu gehen, um die Züge einzuschleifen, um so die Kraft für die Züge aufzubauen.“ Es sei schön, sich beim Kletterfestival und bei der Gesprächsrunde in Auerbach mit anderen Kletterern auszutauschen und über die Wiederholung der „Action“ erzählen zu können, so Knaub.
Alexander Megos, 22 Jahre, ist als professioneller Kletterer weltweit unterwegs. Er bezwang die „Action Directe“ inzwischen fünf Mal, erstmals am 3. Mai 2015. Ein spezielles Training hat auch der Erlanger nicht gemacht. „Das meiste an Vorbereitung fand in meinem Kopf statt.“ Der mentale Aspekt beim Probieren einer solchen Route sei deutlich wichtiger als die meisten vermuten würden. Es habe den eigenen Druck noch zusätzlich erhöht, dass es eine so bekannte Route ist. Megos ist als Kletterer aktiver denn je. In den vergangenen Jahren war er rund um den Globus und in allen möglichen Klettergebieten von Japan über Australien, Südafrika und Amerika bis hin nach Spanien, Norwegen und Schweden unterwegs. Auch für die Saison 2016 gebe es wieder deutlich mehr Ideen als Zeit, sagt er. Dennoch wird er sich auch für einen Besuch des Kletterfestivals Zeit nehmen und an der Gesprächsrunde in Auerbach teilnehmen. „Es ist eine Ehre für mich teilnehmen zu dürfen und zusammen mit den anderen Kletterern Spaß zu haben.“
Felix Neumärker, 27 Jahre, wuchs in der Nähe des Elbsandsteingebirges auf. Er versuchte sich bereits 2015 an der „Action Directe“. Es habe jede Menge vergeblicher Versuche bis zum Durchstieg gegeben, berichtet er. „Insgesamt hat sich die Zeit auf über ein Jahr gestreckt, von den ersten Versuchen bis zum erfolgreichen Durchstieg, den Neumärker am 16. Mai 2015 schaffte. Trainiert habe er in der Halle am Campusboard, aber auch in der Route selbst durch das „Einschleifen” von Bewegungsabfolgen zur Verbesserung der Koordination. Neumärker klettert immer noch aktiv, hat jedoch arbeitsbedingt weniger Zeit zum trainieren. Sein Kommen zum Kletterfestival bezeichnet er als „ein freiwilliges Vergnügen“.
Auch Julius Westphal, 28-jähriger Pfälzer, freut sich schon sehr auf die Veranstaltung. Die „Action Directe“ hat er bereits 2005 versucht und in kurzer Zeit erst alle Züge, dann alle Sequenzen von Haken zu Haken klettern können. Für weitere Versuche fehlten ihm damals Motivation und Zeit, erinnert er sich. Darum habe er die Versuche eingestellt. Zehn Jahre später, am 25. Juni 2015, bezwang er die „Action Directe“, die er zu Beginn der Vorjahressaison eigentlich gar nicht probieren wollte. Westphal ist noch immer Kletterer mit Leib und Seele. Er ist vorwiegend unterwegs in seinem Heimatklettergebiet der Pfalz, aber auch überall in Deutschland und Europa.
Beliebtes Klettergebiet
Eines haben die vier interviewten Kletterer gemeinsam: Sie schwärmen für das Klettergebiet Frankenjura und damit auch für die Region der FrankenPfalz. Felix Knaub: „Für das Klettergebiet Frankenjura spricht die sehr schöne Landschaft, die abwechslungsreiche Kletterei - die von Rissen über senkrechte Wände bis zu stark überhängenden Lochtouren reicht - und natürlich das hervorragende Bier.“ Felix Neumärker: „Für das Frankenjura sprechen guter Kaffee und Kuchen, gutes Bier, kurze Zustiege und kurze, aber extrem kraftraubende Kletterei.“ Julius Westphal: „Ich mag im Frankenjura die große Anzahl schwieriger und zugleich größtenteils schöner Routen sowie natürlich die Infrastruktur mit Bier und Schäuferle.“
Alexander Megos: „Für dieses Klettergebiet spricht ALLES! Die Auswahl an Routen ist gigantisch! Die Fränkische bietet in Summe etwa 12.000 Routen in allen Schwierigkeitsgraden von 2 bis 11+. Obwohl ich schon seit über zehn Jahren hier aktiv bin, habe ich immer noch ein paar Routen übrig. Gut für mich ist auch die Menge an schweren Routen, so gingen mir die Projekte für einige Zeit nicht aus, und es gab immer noch mehr zu Klettern. Die Fränkische ist auch eine gute und harte Kletterschule. Die Routen sind kompromisslos und erfordern meist viel Fingerkraft. Da ich von Natur aus relativ gute Ausdauer habe, war das mit der Fingerkraft eine perfekte Kombination, um besser im Klettern zu werden. Und außerdem ist das Essen gut und günstig, und gutes Bier soll es hier auch geben.“
Infos zum Programm des Frankenjura Kletterfestivals gibt es unter: http://www.kletterfestival.org
Brigitte Grüner
Redaktion