IN VORBACH WIRD BEREITS GEBAUT, DIE TROCKAUER HOFFEN NOCH | VORBACH/TROCKAU – „Es ist schon ein Stück Lebensqualität, wenn man im Ort einkaufen kann.“ Werner Roder, seit 20 Jahren Bürgermeister von Vorbach, bringt es auf den Punkt. In seiner Gemeinde entsteht derzeit ein Dorfladen, den 90 Prozent der Bürger befürworten.
Zwei wichtige Ziele nennt der Rathauschef schon heute: Die Eröffnung des Ladens soll im Mai nächsten Jahres stattfinden. Und ab dem dritten Jahr möchte Roder „eine schwarze Null“ erwirtschaften, also nicht mehr draufzahlen. Wer den rührigen Bürgermeister kennt, weiß, dass er mit Finanzen gut umgehen kann. Er ist beruflich als Geschäftsleiter bei der Bezirksregierung Oberfrankens in Bayreuth tätig. Mit Förderanträgen und Verwaltungsvorgängen kennt er sich bestens aus.
SEIT MITTE JULI BAUSTELLE IN ORTSMITTE
Im Juli ist im Vorbacher Rathaus die so genannte „fördertechnische Bestätigung über den vorzeitigen Maßnahmenbeginn“ eingegangen. Dies bedeutet, dass mit der Maßnahme begonnen werden konnte, obwohl die eigentliche Baugenehmigung noch nicht vorlag. Und zwar ohne die Zuschüsse zu verwirken. Am 15. Juli begannen die Erdarbeiten. Auf einer Fläche an der Kreisstraße NEW 5 entstehen das Gebäude des Dorfladens, Parkplätze, Außenanlagen und ein Dorfbrunnen. Der Dorfladen wird in Holzständerbauweise errichtet. Das Gebäude wird einschließlich der Lager- und Nebenräume 28 mal 9 Meter groß, auf einer Verkaufsfläche von 142 Quadratmetern werden die Kunden einkaufen können.
Die Vorbereitung für das Projekt wurde in einem 20-köpfigen Arbeitskreis bewältigt. Auch Besichtigungen anderer Dorfläden wurden durchgeführt. Der Arbeitskreis gab einen Fragebogen an alle Bürger aus. Alleine im Hauptort Vorbach sprachen sich 90 Prozent der Befragten für die Investition aus. Auch im Gemeinderat wurde ausgiebig diskutiert und die Realisierung eines Dorfladens schließlich mit Mehrheit auf den Weg gebracht.
KEINE KONKURRENZ IM ORT
Bis vor etwa fünf Jahren gab es in Vorbach einen kleinen Laden, der privat geführt wurde. Im Ortsteil Oberbibrach machte der Laden im Dorf im vorigen Jahr zu. Die Menschen kaufen inzwischen meist in Speichersdorf, Kirchenthumbach, Creußen, Kemnath oder Eschenbach ein. „Wir machen mit unserem Dorfladen niemandem in der Gemeinde Konkurrenz“, freut sich Werner Roder.
Billig sind der Neubau und die Gestaltung des Umfelds natürlich nicht. Die Kosten sind auf 775.000 Euro kalkuliert. Bei der Gemeinde bleibt weniger als die Hälfte des Betrages. Gefördert wird das Projekt vom Amt für Ländliche Entwicklung in Tirschenreuth im Rahmen der einfachen Dorferneuerung. Für die Einrichtung und Ausstattung des Dorfladens mit Regalen und Kühltheken hofft die Kommune auf Zuschüsse aus dem Leader-Programm. Der Stromverbrauch im Gebäude soll durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach kostenneutral möglich sein.
Betrieben wird der Vorbacher Dorfladen über den Trägerverein „Forum Neustadt Plus e.V.“, dem alle 38 Gemeinden des Landkreises Neustadt/Waldnaab angehören.
DORFLADEN ALS KOMMUNIKATIONSPUNKT
Bürgermeister Roder rechnet damit, dass drei bis vier Mitarbeiter eingestellt werden können. Angeboten werden Waren des täglichen Gebrauchs und frische Lebensmittel. „Der Dorfladen wird ein gewisser Kommunikationspunkt im Dorfleben“, ist Roder überzeugt. Er hat auch schon Pläne für einen kleinen Lieferdienst. Alternativ könnten Senioren ohne Fahrgelegenheit zum Einkaufen abgeholt werden. Welche Alternative machbar ist, wird sich wohl im nächsten Sommer zeigen, wenn der Betrieb angelaufen ist.
Bis Oktober soll die Bodenplatte für den künftigen Laden fertig sein, wenn möglich auch die Parkplätze an der Kreisstraße und die dadurch nötige Verlegung des Gehweges. Im Oktober wird laut Planung die Außenhülle in Holzständerbauweise errichtet. Ab November könnte dann der Innenausbau erfolgen. Im Frühjahr folgen die Außenanlagen. Im Mai möchte Werner Roder den Dorfladen als „Stück Lebensqualität“ für seine Bürger eröffnen.
TROCKAUER BÜRGER MÖCHTEN AUCH EINEN DORFLADEN
Planungen für einen Dorfladen laufen derzeit auch in Trockau, einem Ortsteil der Stadt Pegnitz. Auf der Grundlage einer vom Institut für Nahversorgungs Services GmbH (ifns) durchgeführten Umfrageaktion sei nachgewiesen, dass der Bedarf für einen Dorfladen in Trockau gegeben ist, erklärt Bürgermeister Uwe Raab. Die Stadt möchte für das Projekt das Gebäude eines früheren Landgasthofes erwerben. Momentan läuft allerdings noch ein gerichtliches Verfahren zur Klärung des Vorkaufsrechts für das Anwesen Marktplatz 3. Wenn das Vorkaufsrecht bestätigt wird, kann die konkrete Planung zur Gestaltung des Dorfladens starten.
Um den Bedarf und die Realisierungsabsicht aus Reihen der Dorfbevölkerung zu untermauern, hat sich bereits ein Bürgerverein in Trockau gegründet, der neben der Vorbereitung und Organisation später auch der Betreiber des Dorfladens werden soll. Was die Finanzierung betrifft, steht die Stadt in Kontakt mit der Regierung von Oberfranken. „Die Wiedernutzung beziehungsweise Revitalisierung von ungenutzten Gebäuden ist einer der Schwerpunkte der Städtebauförderung“, hofft Uwe Raab auf entsprechende Zuschüsse. Entsprechend dieser Zielsetzungen sollen mit dem Konzept des Dorfladens am Marktplatz nicht nur dieser zentrale Bereich aufgewertet und gestärkt, sondern auch die Nahversorgung gesichert werden.
BÜRGER UND POLITIK SIND SICH EINIG
Ein Dorfladen in Trockau ist Wunsch der Bürger und der Kommunalpolitiker. „Wir stehen hier, wie es üblicherweise sein sollte, Seite an Seite.“ Der Wunsch der Bürger zur Realisierung eines Dorfladens im Ortsteil wurde vom Stadtrat von Beginn an sehr positiv aufgenommen, berichtet der Rathauschef. Uwe Raab weiß, dass sich dezentrale und lokale Einkaufsmöglichkeiten seit geraumer Zeit zunehmender Beliebtheit erfreuen. Durch die Entfernung von Trockau nach Pegnitz mit einem großen Angebot an Märkten und auf Grund der hohen Übernachtungszahlen habe ein Dorfladen in Trockau sehr gute Chancen. Dies sei auch von ifns-Geschäftsführer Volker Hahn eindeutig bestätigt worden.
DORFLADEN KIRCHAHORN WIRD IM HERBST ERÖFFNET
Einen Schritt weiter sind die Bürger im Ahorntal. Dort soll der Dorfladen in Kirchahorn spätestens Ende November dieses Jahres eröffnet werden. In der Vorbereitungsphase gründete die Gemeinde drei Arbeitskreise, erklärt Bürgermeister Gerd Hofmann. Gruppe I zeichnet verantwortlich für die Wirtschaftlichkeit, das Personal und das Marketing. Gruppe II betreut die Baumaßnahmen, die Außendarstellung sowie die technischen Anlagen. Um die Bereiche Lieferanten, Marketing, Wirtschaftlichkeit und Sortiment kümmert sich Gruppe III. „Die Planungen für den Einkaufmarkt nehmen Gestalt an und die Vorbereitungen sind in vollem Gange“, so der Rathauschef zufrieden.
Die Arbeitskreismitglieder und freiwillige Bürger haben bei mehreren Arbeitseinsätzen im Gebäude des zukünftigen Einkaufsmarktes schon fleißig angepackt. Das Projekt kann auch im Ahorntal nicht ohne Zuschüsse verwirklicht werden. Die Kommune hat zwei große Fördergeber, erklärt Hofmann: Das Amt für ländliche Entwicklung in Bamberg und das Leader-Management mit Sitz in Bayreuth. Gleichzeitig beteiligten sich Bürgerinnen und Bürger als stille Teilhaber sowie ortsansässige Vereine und die Kirchengemeinden als Unternehmensgesellschafter, welche den Laden betreibt. Das Gebäude wird aus dem Finanztopf der Gemeinde hergerichtet und saniert und danach an die Unternehmensgesellschaft vermietet.
DORFGEMEINSCHAFT TRÄGT PROJEKT MIT
Wenn die ganze Bevölkerung an einem Strang zieht, kann man die Akzeptanz des Dorfladens schon im Vorfeld einschätzen. Zudem wurde eine Studie erstellt, um zu prüfen, ob ein Dorfladen im Ahorntal eine stabile Basis haben kann. Nachdem die Studie zu einem positiven Ergebnis geführt hat und Defizite in der Versorgung der Bevölkerung sichtbar wurden, haben sich die Arbeitskreise gebildet. „Nahezu die gesamte Dorfgemeinschaft bekundet die Bereitschaft, das Dorfladenprojekt in Ahorntal wertzuschätzen und dauerhaft mitzutragen“, freut sich der Bürgermeister. Auch trage eine Nahversorgung vor Ort nicht unwesentlich zu einem guten sozialen Klima in der Kommune bei. „Treffen und Tratschen, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Austausch von Neuigkeiten, das Teilen von Freud und Leid kann wieder stattfinden.“ Die Bürgerinnen und Bürger wünschen sich einen Treffpunkt für Jung und Alt. Lange müssen die Ahorntaler nicht mehr warten.
Brigitte Grüner
Redaktion