Plech - Plech bekommt eine Kirche, die wächst und lebt
Diesem Tag fiebern nicht nur viele Plecher entgegen, sondern auch zahlreiche Gläubige aus dem evangelischen Dekanat Pegnitz und dem katholischen Dekanat Auerbach sowie viele Geistliche. Ein besonderer Tag wird die Einweihung der Weidenkirche für Initiator Christoph Weißmann. „Auch als Pfarrer erlebt man selten die Weihe einer Kirche“, freut er sich schon auf den 17. September.
In gespannter Erwartung ist auch Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner aus Bayreuth. Es ist die erste Weidenkirche im Kirchenkreis Bayreuth, für den sie seit 2009 zuständig ist. Sie war bereits im Gewerbegebiet Ottenhof, wo die besondere Kirche ihren Platz gefunden hat, und hat sich die „wachsende“ Kirche angesehen. „Ich war begeistert von der Idee“, sagt die Bischöfin. „Die Weidenkirche in Pappenheim wird sehr gut angenommen und ich bin mir sicher, dass es bei unserer Weidenkirche ebenso sein wird.“
Kirchenvorstand von Anfang an begeistert von Idee
Große Akzeptanz erfuhr die Initiative von Anfang an bei der politischen und der kirchlichen Gemeinde in Plech. Der Kirchenvorstand begeisterte sich für die Idee einer wachsenden Kirche, die sich dort befindet, wo Menschen einkaufen, unterwegs sind, wandern und leben. Mitten im Alltag lädt die Weidenkirche zu Besinnung, Rast und Einkehr.
Es war im Spätsommer 2015, als sich Pfarrer Weißmann erstmals mit dem Gedanken befasste. Danach sei die Idee gereift und er habe sich Informationen über die Weidenkirche in Pappenheim eingeholt. Anschließend war im September 2015 die Vorstellung des Projekts im Kirchenvorstand und im Marktgemeinderat Plech. Im Herbst machte sich der Plecher Seelsorger auf, Partner zu gewinnen. Einer der wichtigsten war Architekt Dominik Büttner vom gleichnamigen Wohnhausbauunternehmen. Er hat die Pläne für die Weidenkirche angefertigt und am Computer die Ansicht der fertigen Kirche erstellt. Wichtig waren natürlich auch Anfragen bei der Landeskirche, die dazu gerne ihren Segen gab.
Sehr arbeitsintensiv war das Jahr 2016. Die Idee wurde verfeinert und im Frühjahr konnten die ersten Entwürfe erstellt werden. Nach der Einholung erster Kostenschätzungen ging es um die Konkretisierung der einzelnen Aspekte, um Anfragen nach Sponsoren und Kooperationspartnern. Der offizielle Beschluss zur Durchführung fiel im Sommer 2016. Danach wurden die einzelnen Aufträge wie Stahlgerüst, Sitzbänke und Altar, Bodenarbeiten und mehr vergeben. Der Beschluss, das Projekt gezielt zum Reformationsjubiläumsjahr 2017 durchzuführen und inhaltlich damit zu verbinden, wurde gefasst. Im Oktober 2016 war schließlich Spatenstich, im Dezember folgte das Richtfest. Pflaster, Bänke und Altar kamen noch kurz vor Weihnachten. Im Frühjahr wurde bepflanzt und seitdem wächst die Kirche von Woche zu Woche.
Viele Helfer am Projekt beteiligt
Ein Projekt wie die Weidenkirche lässt sich nicht vom Pfarramt alleine stemmen. Zur Vorbereitung der Pflanzlöcher, dem Verlegen der Bewässerungs- und Stromleitung und Auffüllen des Geländes wurde ein Aktionstag mit rund 30 freiwilligen Helfern durchgeführt, berichtet Pfarrer Weißmann. Zu den Helfern gehörten Gemeindeglieder, das Umweltteam der Kirchengemeinde, die Konfirmanden, Elektriker, Mitglieder des Kapellenvereins Höfen sowie Helfer von Bauhof und Wassergruppe. Ein Kraftakt war auch die Bepflanzung, die Anfang April 2017 durchgeführt wurde. Beteiligt waren die Kindergärten Plech und Riegelstein, alle Klassen der Grundschule Betzenstein-Plech sowie Kindergruppen der Kirchengemeinde und des Heimatvereins. Zum Abschlusstag mit Ansäen des Geländes und dem Anbinden der Pflanzen kamen wieder etwa 30 bis 40 Freiwillige.
Von Spendenbereitschaft regelrecht überwältigt
Begeistert ist der Ortspfarrer nicht nur vom Engagement der vielen Helfern, sondern auch von der Spendenbereitschaft. „Ich bin geradezu überwältigt“, freut sich Christoph Weißmann. Am Anfang stand die Hoffnung, dass das Projekt durch Spender und Sponsoren ermöglicht wird. Die Bereitschaft zur finanziellen Beteiligung bezeichnet der Pfarrer als „einfach wunderbar“. Firmen, örtliche Geschäfte und Institutionen, viele Gemeindeglieder, der Konfirmandenjahrgang, die katholische Nachbargemeinde, die politische Gemeinde Plech, das evangelische Dekanat Pegnitz, der Kirchenkreis Bayreuth, die Oberfrankenstiftung, die beteiligten Firmen (Wohnhaus Büttner, Landschaftsbau Meßner, die Metallwerkstatt der Lebensgemeinschaft Münzinghof) und die örtlichen Vereine gaben Spenden. Kirwaleute, Stammtische und der Sportverein gaben Geld für das Projekt. Selbst Bürgermeister Karlheinz Escher verzichtete anlässlich seines 60. Geburtstags auf Geschenke und bat stattdessen um Spenden für die Weidenkirche.
Bereits im Sommer stand fest, dass die nötigen finanziellen Mittel zu 100 Prozent zur Verfügung stehen. „Alles, was nun noch an Spenden kommt, kann für den Unterhalt und die Pflege der Kirche eingesetzt werden.“
Großes Fest und Wallfahrt zur Weihe der Kirche
Am 17. September findet die Einweihung mit einem ganz großen Fest für die ganze Region statt. Die Weihe ist eingebunden in die ökumenische Wallfahrt des evangelisch-lutherischen Dekanats Pegnitz und des katholischen Dekanats Auerbach. „Das ist ein ganz großer Glücksfall und unterstreicht die Bedeutung, die die Weidenkirche für unseren südlichen Landkreis hat und haben wird“, findet Christoph Weißmann. Die Feier wird mit einer Sternwallfahrt beginnen, die einzelnen Strecken sind jeweils rund zwei Kilometer lang. Startpunkte sind am südwestlichen Ortseingang in Plech (Parkplatz an der Riegelsteinerstraße), am Parkplatz Wunderland) und in Bernheck beim Schützenheim. Gestartet wird um 13:30 Uhr.
Ausreichend Parkplätze gibt es sowohl bei den drei Startplätzen als auch bei der Weidenkirche. Diese befindet sich auf der Ausgleichsfläche direkt hinter dem Einkaufszentrum an der Autobahnausfahrt Plech. Da die Geschäfte sonntags geschlossen haben, gibt es genügend freie Stellflächen.
Um 14.30 Uhr beginnt der ökumenische Gottesdienst. Dieser wird gestaltet von Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner, Regionaldekan Dr. Josef Zerndl, den Dekanen Dr. Gerhard Schoenauer und Markus Flasinski, Mitgliedern der Dekanate und des Kirchenvorstands Plech sowie den Pfarrern Johannes Nickl (Neuhaus) und Christoph Weißmann (Plech). Die musikalische Gestaltung übernehmen die Posaunenchöre des Dekanats Pegnitz.
Die gastgebende Kirchengemeinde Plech rechnet bei schönem Wetter mit 600 bis 900 Gästen auf der Wiese rund um die Weidenkirche. Ausreichend Bierbänke und Tische werden aufgestellt. Im Anschluss an den Gottesdienst ist ab 15:30 Uhr bei einem Fest für das leibliche Wohl gesorgt. Zugesagt haben bereits viele Ehrengäste aus dem ganzen Landkreis. Bei schlechtem Wetter findet das Fest in einem Teil der Räume des angrenzenden Einkaufsareals statt, wo zwei große Verkaufshallen leer stehen.
„Nie ist die Tür zu!“ freut sich die Regionalbischöfin
Kirchen einweihen ist bischöfliche Aufgabe, sagt Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner. Und da sie die Weidenkirche als „echte Kirche“ versteht, wird diese von ihr persönlich eingeweiht werden. Die Weihehandlung ist gleich zu Beginn des Festgottesdienstes. Sie war schon oft im Dekanat Pegnitz, konnte aber bislang nicht an einer ökumenischen Wallfahrt teilnehmen. „Endlich klappt es; und ich werde - so Gott will - auch mitpilgern vor der Einweihung.“
Einen Gottesdienst in der Natur zu feiern empfinden viele Menschen als wunderschön und besonders wohltuend, weiß die Regionalbischöfin. Durch die Weidenkirche habe die Gemeinde im Freien einen für Gottesdienste eigens gestalteten Ort. Zudem können Menschen jederzeit diese Kirche betreten zum Nachdenken und Beten. „Nie ist die Tür zu. Es gibt keine Schwelle zum Betreten – auch im übertragenen Sinne nicht.“
Weidenkirche belohnt für die aufwändige Planung und Vorbereitung
Für den Plecher Pfarrer ist es eines der schönsten Projekte, die er in seiner bisherigen Dienstzeit machen durfte. Hier bringen sich auch Menschen ein, die sonst mit Kirche weniger oder auch gar nicht verbunden sind, freut sich Weißmann. „Es ist eine Idee, die ganz, ganz viele begeistert.“
Das Projekt ist und war von Anfang an mit einer Menge Arbeit verbunden. In diesen zwei Jahren habe es keine Phase gegeben, in der es nicht Freude gemacht hätte. Ein Beispiel: Im Sommer 2016 standen die kleinen Weidenpflänzchen in Töpfen im Pfarrgarten und wurden von Familie Weißmann gehegt, gepflegt und regelmäßig gegossen.
Für die Zeit nach der Fertigstellung und Einweihung wünscht sich der Pfarrer einen Ort, an dem Glaube seinen Platz hat; einen Ort, der einlädt, Menschen stärkt und erlebbar ist. Von daher werde es ein wesentlicher Teil des Projekts sein, dass zwei Schautafeln und ein schön gestalteter „Kasten“ mit Material wie kleinen Spruchkärtchen oder Segenskarten neben der Weidenkirche ihren Platz finden. „Diese sollen Impulse zum Nachdenken, zum Glauben, zur Besinnung geben.“ Die Kirchengemeinde werde dort natürlich auch Andachten und Gottesdienste feiern oder andere Aktionen durchführen. „Aber die Kirche soll auch ‚durch sich’ sprechen und einladen.“
Brigitte Grüner
Redaktion